Saturday, June 03, 2006

Ali Farka Touré

Zu Besuch bei Ali Farka Touré
Dokumentation, Frankreich 2001, ARTE F
Regie: Marc Huraux


Ali Farka Touré, einer der renommiertesten Musiker Afrikas, ist im März diesen Jahres verstorben. ARTE wiederholt aus diesem Anlass eine Dokumentation über den "Bluesman aus Mali".


ARTE F © Marc Huraux

Ali Farka Touré verließ nur ungern und selten Afrika. Dabei hatte ihn sein gemeinsam mit Ry Cooder eingespieltes Album "Talking Timbuktu" gerade in der westlichen Welt über Nacht bekannt gemacht, und zwar in der schwer fassbaren Kategorie "World Music". Da man seine Musik nur mit entsprechendem Etikett vermarkten kann, wurde Ali Farka zum "Bluesman aus Mali", zum "John Lee Hooker der Sahelzone" gekürt. Ali Farka Touré mochte Hooker, aber auch Lightning Hopkins, Otis Redding und Wilson Pickett: "Nachdem man 16 Stunden lang nur deren Musik gehört hat, weiß man nicht mehr, wo Sonne, Mond und Sterne stehen". Doch Ali Farka sah in dem Blues von John Lee Hooker durchaus etwas Afrikanisches: "Wenn man zum Beispiel den Gesängen der Tuareg lauscht, die in der Region um Timbuktu und am Niger leben, zwischen Tawa und Agadez, könnte man schwören, der Blues käme von dort". In Europa und Amerika ist Ali Farka Touré heute sogar bekannter als in seiner Heimat. Doch seine Weltsicht war afrikanisch, sie konzentriert sich, genauer gesagt, auf die Biegung des Nigers westlich von Timbuktu, der ehemaligen "Hauptstadt" an den Toren zur Wüste. An dieser Flussbiegung, an der sich ein Dutzend Volksstämme mit eigener Sprache, Kultur und Musik begegnen, wuchs Ali Farka auf. Das ist auch der Grund, weshalb er, der den Songhai entstammt, sieben oder acht Sprachen beherrschte. Was passiert, wenn sich ein afrikanischer Musiker dieser Prägung eines Tages in ein Instrument aus dem westlichen Kulturkreis verliebt? Im Mittelpunkt der Dokumentation stehen verschiedene Stationen seines Lebens: Bamako, wo Ali Farka in den 60er Jahren seine musikalische Laufbahn begann und sein Interesse für den Blues und den Sound der E-Gitarre entdeckte. Hier hat Ali Farka ein Haus, und hier lebt auch sein Freund Boubaka Traoré, einer der großen Vorreiter des modernen malischen Songs. Ein weiterer Ort ist Niafunké, die Stadt, in der er lebte. Im dortigen Studio werden in einer nachgestellten Arbeitssession mit Ali Farkas Musikern der Schaffensprozess und sein künstlerischer Ansatz bei Phrasierung und Sprachauswahl anhand eines Songs verdeutlicht. Dritte Station des Films ist Las Vegas, wo ein Besuch bei Gitarren-Großmeister BB King ein ganz spezifisches Licht auf die "afrikanische" Erfolgsgeschichte des Blues wirft.

Für das Album "Talking Timbuktu", das Ali Farka Touré in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Gitarristen Ry Cooder aufnahm, erhielt er 1995 seinen ersten Grammy. Einen Monat vor seinem Tod wurde Touré erneut mit der begehrten Auszeichnungen bedacht, und zwar für das Album "In the Heart of the Moon", das er gemeinsam mit seinem malischen Kollegen, dem Koraspieler Toumani Diabaté eingespielt hatte.